Über mich

 
In der Großstadt Mannheim ohne musikalische Umgebung aufgewachsen, verschlug es mich im zarten Alter von zehn Jahren ins Internat ins ländliche Prüm in der Eifel.
Ein Kulturschock.

Der wurde etwas abgemildert, als mein Musiklehrer meine hohe Knabenstimme entdeckte, mich zum Singen und zur Musik ermutigte. 
Ich lernte Geige - oder besser gesagt, ich bekam Unterricht, denn das Verhältnis zwischen meiner Geige und mir war von tiefem gegenseitigen Unverständnis geprägt.
Meine frühe "Karriere" gipfelte in einem Soloauftritt als "Loreley", als blond perücktes singendes Engelchen mit vor Aufregung rot glühendem Gesicht.

Dieser hoffnungsvolle Start wurde alsbald beendet, indem ich drei Jahre später zurück nach Mannheim kam und es im humanistischen Gymnasium nunmehr hauptsächlich mit Latein, Griechisch und Philosopie zu tun bekam.
Augerechnet hier entdeckte ich meine tiefe - und bis heute andauernde - Begeisterung für die Naturwissenschaften.

Ich bekam jedoch auch die Gelegenheit, im Kinderchor des Mannheimer Nationaltheaters zu singen.
Viele Jahre später zeigte sich, dass hierdurch die vielleicht entscheidende Weiche in meinem Leben gestellt war.

Nach Abitur und Bundeswehr schlug ich mich jedoch erst einmal, noch etwas orientierungslos, drei Jahre als Hilfsarbeiter bei CocaCola, einer Lackfabrik, Daimler Benz und einer Personalleasingfirma durch.

Schließlich begann ich, Biologie, Chemie und Physik in Heidelberg zu studieren.

Jetzt kam mir allerdings die Liebe zu einer Sängein in die Quere.
Von ihr ermutigt, begann ich im zarten Alter von 21 Gesangs- und später auch Klavierunterricht zu nehmen.

Als Statist am Mannheimer Nationaltheater hatte ich Gelegenheit, die fantastischsten Sänger hautnah zu erleben, und die Welt des Theaters und der Oper ließ mich fortan nicht mehr los.
Mit 24 Jahren beschloß ich, Sänger werden zu werden, brach mein naturwissenschaftliches Studium ab und immatrikulierte mich in  Musikwissenschaft und Philosophie.

Ich wechselte von der Statisterie als 2. Tenor in den Extrachor des Nationaltheaters, sang im Ensemble "I Villani" meines damaligen Gesangslehrers und machte eine Fortbildung zum Chorleiter beim Schwäbischen Sängerbund.

Fortan konnte ich als Chorleiter  erstmals meinen Lebensuntehalt mit Musik verdienen, mein Leben änderte sich dadurch sehr.

Ich wurde Mitbegründer und Leiter des Solistenensembles "IL CINQUECENTO", einem a capella Vocalsextett. 
Wir interpretierten die bis dahin oft strenge weltliche Renaissancemusik auf eine neue, lebendige Weise in halbszenischer Darstellung, auswendig und in Kostümen.
Bereits nach zwei Jahren gewannen wir den "Schwetzinger Bänkelsänger- und Spielmannsmusikwettbewerb" und bekamen das Angebot, mit dem Speziallabel für Alte Musik "Christophorus" der "Harmonia Mundi France" eine CD Produktion zu machen.
Höhepunkt unserer "Karriere" war ein Autritt im Rokokotheater Schwetzingen.

Nach einigen Jahren klassischen (und ziemlich erfolglosen) Gesangsunterrichts jedoch mußte ich - mein damaliger Gesangslehrer war mittlerweile zu dem Schluß gekommen, ich sei unbegabt -  den Traum vom Sängerberuf aufgeben.

Das war eine sehr schmerzvolle Erfahrung.

 Ich war gezwungen innezuhalten und mein Leben grundsätzlich neu auszurichten.

Und dadurch begenete ich schließlich Eugen Rabine und dem Funktionale Stimmtraining.
Ich lernte eine mir völlig neue Herangehensweise an das Singen und den Gesangsunterricht kennen.
Anstatt zu versuchen, den Vorstellungen des Lehrers zu entsprechen, leitete er mich an, meine Stimme, meinen Körper und meine Emotionen selbst zu entdecken.
Voller Begeisterung begann ich nun meinerseits zu unterrichten und erlangte 1995, nach vierjähriger Gesangslehrerausbildung die Zulassung als Certified Rabine Teacher CRT, als Lehrer für Funktionale Stimmädagogik.

Zur selben Zeit schloß ich mein Studium der Musikwissenschaft und Philosophie als Magister Artium ab.

Ich hatte mich auf Stimmwissenschaft spezialisiert und erforschte in meiner Magisterarbeit die Regulation der Kehlkopfmuskulatur. 

 Ich entwickelte ein Modell aller bekannter Faktoren, die Tonhöhe, Lautstärke und Registerklang der menschlichen Stimme beeinflussen, das heute Bestadteil der umfassenden Stimmtheorie der Rabine Methode für Funktionale Stimmpädagogik ist.
 

Neben dem Studium hatte ich bereits einen Lehrauftrag  

für Stimmbildung an der Heidelberger "Schule für Logopädie" an der SRH angenommen.

Der Heidelberger  "Logopädiepapst" Prof. Horst Gundermann, der meine Arbeit betreute, lud mich ein, über mein Stimmfunktionsmodell bei den 1. internationalen "Stuttgarter Stimmtagen" einen Vortrag zu halten.
Voller Begeisterung nahm ich an, und eine wissenschaftliche Laufbahn als Stimmspezialist schien vor mir zu liegen.

Parallel dazu entfaltete sich meine früher so feste Stimme immer mehr, Klang und Stimmumfang wuchsen an und wurden freier.

Und wieder stand ich vor einem Scheideweg:
Wollte ich tatächlich als Wissenschaftler arbeiten, oder sollte ich noch einmal das Risiko eingehen, alles auf eine Karte zu setzen und zu versuchen, meinen Wunsch, Sänger zu werden, in die Tat umzusetzen?

Mir wurde klar, dass ich eine erneutes Scheitern verkraften würde.
Die Vorstellung jedoch, irgendwann auf mein Leben zurückzublicken und es nicht noch einmal versucht zu haben, erschien mir unerträglich.

Ich gab noch einmal alle Energie, Zeit und Geld in meine eigene Stimmausbildung, und im reifen Alter von 35 Jahren gab ich mein Debut als Opernsänger in der Titelrolle des "Orfeo" von Claudio Monteverdi im Festspielhaus St. Pölten in Österreich.

Nun begann eine wilde, abenteuerliche und auch anstrengende Zeit als freier Gesangslehrer, Opern- und Konzertsänger mit vielen Tourneen und ständiger finanzieller Unsicherheit.
Ich sang lyrische Partien wie den Tamino in der "Zauberflöte" und den Belmonte in der "Entführung aus dem Serail", komische wie die Hexe in Hänsel und Gretel, lernte Operette, Schauspiel und Musical kennen.

An der Kammeroper Ulm durfte ich bei der genialen Regisseurin und Schauspielerin Erika Solbrig lernen, in Wien über fünfzehn Jahre bei meiner verehrten Gesangslehrerin Andrea Mellis, der Leiterin der Musicalabteilung der Wiener Musikhochschule, die ich als Regisseurin des "Orpheo" kennenlernte.

Im Mannheimer Rosengarten hatte ich 1998 die Gelegenheit, mit Savier Naidoo im Musical "People" von Richard Geppert zu singen. 
Richard Geppert gelang es, in diesem Musical die verschiedensten Genre zu einer Einheit zu verschmelzen, was einen tiefen Eindruck bei mir hinterlassen hat.
In unseren aktuellen Programmen mit  dem Ensemble "Stracciatella" findet sich dieser Einfluß wieder.

Einige Jahre später jedoch mußte ich diesem anstrengenden Leben Tribut zollen, mußte entdecken, dass über die teilweise harten Anforderungen des sängerischen Berufsalltags die Freude am Singen, der ich mir als junger Mann so sicher gewesen war, irgendwo unbemerkt auf der Strecke geblieben war.

Ich versprach mir, daß ich nur noch singen werde, wenn ich wirklich Freude daran habe. 

Dabei waren und sind mir meine Schülerinnen und Schüler eine riesengroße Hilfe.
Sofort zeigen sie - oder doch wenigstens ihre Stimmen - ob das, was wir im Unterricht miteinander entwickeln, zu mehr Freiheit, zu mehr Selbstverständlichkeit, zu mehr Freude führt.

Und endlich lernte ich, mit mir und meiner Stimme auf die gleiche Weise umzugehen.

Und habe die Freude am Singen wiedergefunden und ganz nebenbei auch noch große Fortschritte gemacht.

2020 gründeten meine Kollegin Kirstin Dell und ich das Ensemble "Stracciatella", wo wir von Oper über Operette, Musical, Evergreens und Popsongs all die Musik singen, die uns am Herzen liegt, die uns Freude macht und endlich auch die Herzen all derer erreicht, die zu unseren Konzerten kommen.

Seit 1992 unterrichte ich in Heidelberg, seit 2016 zusätzlich in Worms und kann durch all meine Erfahrungen und Entdeckungen meine Schüler bei ihrer abenteuerlichen Entdeckungsreise zu ihrem oft ungeahnten Potential als Sänger, Musiker und Menschen begleiten.